Rittergut Harbarnsen

Lewitzer

 

Der Herkunftsort gab den Lewitzschecken ihren Namen: In den 70er-Jahren sammelte eine Gruppe interessierter Pferdezüchter auf dem VE-Gut Lewitz in Mecklenburg-Vorpommern nahe dem Städtchen Neustadt-Glewe einige gescheckte Ponys und begann mit ihnen die Zucht. Die Leitung der Zucht oblag damals Rolf Wullstein. Er und Ulrich Scharfenort, der damalige Direktor des Gutes Lewitz, wollten ein williges, geschecktes Kinderpferdchen für den betrieblichen Nachwuchs züchten. Das VE-Gut Lewitz mit seiner Betriebsgröße von 15.000 ha und einem durchschnittlichen Rindviehbestand von 15.000 Tieren brachte die finanzielle Absicherung zum Aufbau dieser Kleinpferdezucht. Zunächst wurden sieben gescheckte Stuten aus dem Raum Teterow und der Hengst Salto B 385 (Linienbegründer S-Linie) angekauft und eine geordnete Zucht konnte beginnen.

 

Die gescheckten Ponys waren zunächst in allen Größen von 1,15 m bis 1,48 m anzutreffen, und die Zucht war noch reichlich heterogen. Neben einfarbigen Kleinpferden, teilweise im Reitponytyp, waren auch Haflinger und Shetlandponys im Pedigree zu finden.  Von Anfang an  wurde größter Wert auf  Charakterfestigkeit und Leistungsbereitschaft gelegt. Nach und nach wurde aber auch der Typ einheitlicher und der Name Lewitz-Schecken, nach ihrem neuen Standort benannt, aus der Taufe gehoben. Es entstand ein robustes, mit kräftigem Fundament ausgestattetes Kinderpferdchen, das auch leichte Erwachsene tragen kann. Bald wurden jährliche Turniere und Kinderfeste durchgeführt und die Lewitz-Schecken waren hier ständig der Mittelpunkt der Veranstaltungen. Ob vor dem Wagen, in Springprüfungen oder bei Reiterspielen, überall waren sie anzutreffen. Heute sind die Lewitzer auf vielen Turnierplätzen zu sehen, wo sie erfolgreich in Spring-, Dressur- und Geländeprüfungen starten. Sie gehen sehr gut vor der Kutsche oder sind als Freizeitpartner im Wald anzutreffen. Sie sind inzwischen das ideale Familienpferdchen, zumal mehr und mehr der größere Typ, deutlich über 140 cm, überwiegt. Durch sportliche Erfolge zeichnen sich insbesondere die Nachkommen der Hengste Pinto und Peter I aus, natürlicherweise auch die Söhne und Töchter der Veredlerhengste (u.a. Partner ).  Größe und Reitpferdepoints bringen vor allem die Hengste Munser und Agnus Dei. Den gutmütigen Lewitzer Charakter zeigen vor allem Satan und Greenhorn Nachkommen.

Nach den Anfängen in den 70er-Jahren machte die Zucht schnell Fortschritte und bald fand man die ersten Junghengste auf den staatlichen Körungen in Rostock. Es entwickelten sich regelrechte Hengstdynastien: aus der Anpaarung des Hengstes Salto und der Lewitzer Stammstute Resi fielen die Hengste Satan I bis VIII, von denen Satan V sicherlich der Bedeutendste ist und noch heute seinen Standort in Breitenrode (nahe Wolfsburg) bei Frau Elli Reimann hat. Weit über 200 Fohlen sind von ihm gefallen. Der Linienbegründer Poncho lieferte so bedeutende Beschäler wie Pinto, Passat und Peter I.  Siehe Lewitzer Hengstlinien

 

Nach der Wende schien das Ende dieser herrlichen Rasse gekommen zu sein. Das VEGut Lewitz wurde in Privathand verkauft und die meisten Lewitzer in alle Winde verstreut. Bei Paul Schockemöhle steht noch ein kleiner Stutenbestand und ein Hengst der G-Linie (Graveur). Es fanden sich jedoch einige engagierte Züchter in verschiedenen Bundesländern, die die verstreuten Stuten sammelten und mit dem Neuaufbau der Zucht begannen. Es bildeten sich hier Interessengemeinschaften von Züchter, die Zucht und Haltung der Lewitzer Schecken bundesweit fördern wollen. Dabei schälen sich zwei unterschiedliche Zuchttendenzen heraus. Zum einem gibt es eine Gruppe von Züchtern die konsequent den alten Lewitzer Typ bevorzugen: Pferde die meist auf Poncho und Salto zurückgehen und eher kleiner sind (130 bis 136 cm) und im Fahrtyp stehen aber auch als Kinderpferdchen geeignet sind und eine zunehmende Zahl von Züchtern die auf eine Vergrößerung (teilweise über 150 cm) und auf eine Ausrichtung als Familien- oder Sportpony setzen. Letztere finden in den Hengsten der A-Linie (Agnus Dei), O-Linie (Ontario), L-Linie (Loverboy) und in den Nachkommen des Hengstes Graveur ihre  Ideal-Lewitzer.

Neben dem Hauptzuchtgebieten in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt:  (links Schau in Gardelegen) finden sich inzwischen größere Bestände in Thüringen (Nordhausen), Rheinland-Pfalz (Lindenhof), in Brandenburg (Gielsdorf),  in Schleswig-Holstein (u.a. Alveslohe), in Sachsen (Neuschmölln), Bayern (Stephanskirchen) und Niedersachsen (Harbarnsen).

Das Mutterstutbuch wird vom Zuchtverband Mecklenburg-Vorpommern geführt.  Zuchtbücher führen aber auch der ZfDP, der DPZV und einige Landesverbände (z.B.  Sachsen-Anhalt).

 

Original-Lewitzer – und andere Lewitzer

 

Der Begriff „Original-Lewitzer“ ist umstritten. Er wird beharrlich von einigen Lewitzer-Züchter benutzt, die sich besonders der Erhaltung des Lewitzer Typs verschrieben haben, den sie aus der Zeit der Gündung der Zucht, und das ist nun mal die Zeit der 70er-Jahre im Umfeld des VE-Gutes Lewitz mit Ulrich Scharfenort, in Erinnerung haben. Diese Pferdchen waren etwas kleiner als heute erwünscht. Sie waren ein relativ bunt zusammengewürfelter Haufen, der seinen eigenen Ursprung wiederum in anderen Gebieten M/V’s hatte. Die genetische Grundlage dieser kleinen Population war schmal. Die Forderung nach Erweiterung ist allemal verständlich. Trotzdem lohnt es sich den Typus dieser, den Erfolg der Rasse begründeten Population zu erhalten.

Gründerhengst Salto

Gründerhengst Poncho

Lewitzer Original Blut:

Die auf beiden Seiten rein gezogene Lewitzer Stute Vienna von Peter I/Satan V geht väterlicherseits und mütterlicherseits auf  die beiden Gründerhengste zurück!

Der Salto Sohn Satan V von Elli Reimann

Der Poncho Sohn Peter I

Moderner Lewitzer im Sporttyp

Vater ist der Original gezogene Pan Tau von Peter I/Satan V, die Mutter ist eine Loverboy Tochter aus einer Pinto Stute

Pan Tau ist wohl der letzte rein auf die beiden Gründerhengste des VEG Lewitz gezogene  Original Lewitzer in Deutschland

Orheus von Ontario II repräsentiert einen Sporthengst aus Sachsen-Anhaltiner Lewitzer  Linien

Seine Reiterin Jessica Nickel war 2004 mit ihm die Nr. 1 der Pony-Vielseitigkeitsreiter im PSV Hannover

Lewitzer Charakterköpfe: Stuten des Rittergutes Harbarnsen